Phantom fremdes Wien

Ein avant-garde Film von Lisl Ponger
Welt Premiere: IFF Rotterdam 2004



Österreich // 2003 // 27 min // 35mm (Super 8 blow-up)

Synopsis

In den Jahren 1991 und 1992 hat Lisl Ponger im Zuge einer multikulturellen Weltreise, bei der sie die Stadt Wien doch nicht verlassen hat, mit viel Akribie Super 8-Aufnahmen von Festen, Hochzeiten und Tänzen gesammelt. Ging es ihr zunächst um eine Sichtbarmachung von im öffentlichen Stadtbild schlichtweg nicht existierender kultureller Vielfalt, so stellt der Rückgriff darauf - aus gut zehnjähriger Distanz - gerade diesen Akt der Visualisierung wieder in Frage. "Was sehe ich eigentlich?", heißt es an einer Stelle des von Ponger selbst gesprochenen Off-Kommentars, und nicht nur daran wird deutlich, wie bewusst sich der Film der Problematik des Umgangs mit dem "Ethnischen" ist. Scheint doch in jedem Akt der Sichtbarmachung unweigerlich die Tendenz mit angelegt zu sein, auch das Flüchtige und Diasporische in ein fixes, stereotypes Bild zu bannen.

Dabei inszeniert Ponger mehrfach doppelbödig: In Form von Tagebucheintragungen weist sie die Begegnungen mit dem Multikulti-Wien der frühen neunziger Jahre als zutiefst subjektiv aus - jeder Form von objektiver Kategorisierung wird von Anfang an eine Absage erteilt. Gleichzeitig macht sie sich mit Bravour auf die diskursive Suche nach möglichen Ordnungskriterien, die dem Karnevalesken und Überbordenden dieser Bilder irgendwie gerecht werden und gleichzeitig dem Film eine Struktur geben könnten. Selbstreflexiv und ironisch spielen der Kommentar und der darauf abgestimmte Schnitt allerlei Kategorien durch, von �u�erlichen Faktoren (Chronologie der Aufnahmen) über thematische Bezüge (Kulturgeografie) bis hin zu Formfragen (Farben, Licht-Schatten-Verhältnisse, Film-Ton) und nicht zuletzt - "sich selbst erklärenden Kategorien" (ein als Weihnachtsmann verkleideter Finne).

Die Selbsthinterfragung mündet schließlich in ein permanentes (selbstkritisches) Abschweifen, mit der jegliches "Framing" des Fremden hier letztlich ad absurdum geführt wird. Gleichzeitig breitet sich unter dem ständigen Gleiten und Entgleiten der Kategorien ein weites, differenziertes Formenspektrum aus (Tänze, Bewegungen, Kleidung, Masken, etc.) - eine konsequente "Spektralisierung", die das Phantom weder greifbarer noch gefügiger macht.
Text: Christian Höller

Konzept & Regie

Lisl Ponger

Musik

Hakan Gürses, Viennasi MC

Sound Design

Dietmar Schiepek

ProduzentInnen

Gabriele Kranzlbinder, Alexander Dumreicher-Ivanceanu

Produktion

AMOUR FOU Vienna

Unterstütz von

ORF, Wien Museum Karlsplatz, Innovative Film Austria, Wien Kultur

Worldsales

Sixpackfilm

Awards & Nominations

Golden Gate New Vision Award, San Francisco International Film Filmfestival 2005

Festivals

Dissolvenze Film Festival Gradisca Sonderprogramm "Amour Fou Pour Vous" 2005
San Francisco 2005, San Francisco International Film Filmfestival, Golden Gate Awards
Paris 2005 - 27th International Film Festival Cinéma du Réel, Spezialprogramm "Détour"
Rotterdam 2004 - 33rd International Film Festival
Diagonale 2004 (orig.) - Festival des österreichischen Films
Marseille 2004 - Festival International du Documentaire
Melbourne 2004 - 53rd International Film Festival
Neubrandenburg 2004 - dokumentART
Montréal 2004 - Festival International Nouveau Cinéma Nouveaux Médias